Zu Hülfe!

Liedtexte

Ratschlag an ihre jungen Schwestern

Du, Margret aus dem Handschuhladen
Meine allerbeste Schülerin,
auch Schusters Friederike: laß dir sagen
was nötig ist muß zeitig rein.
Dreht euch und rührt das Achterteil.
Kein Mannsbild schont, habt ihr’s gehört!
Seid ihr erst alt, seid ihr aus’m Spiel:
Verfall’nes Geldstück nichts mehr Wert.

Marie, bleib deinem Schlachter treu,
schmeißt noch so gern beim Tanz das Bein
und Helmi, Taperziererfrau
halt ihn dir warm, sonst bist’ allein.
Bald geht das große Geschäft zunicht’
Bloß ein paar Priester noch verkehrn.
An alten Weibern keinem was liegt:
Verfallnes Geldstück – nichts  mehr wert.

Paß auf , du Putzmamsell Jeanett.
dass dein Johann nicht stiften geht
Und Näh-Katrin, halt in deinem Bett
Alles, was sich halten lassen lässt.
Wo ihr nicht zu den schönsten zählt,
macht mir im Hochmut nichts verkehrt.
Alte Weiber sind in dieser Welt
Verfallnes Geldstück – nichts mehr wert.

Text. F. Villon, F.H. Schäfer (plattd. Variante), hochdeutsch: W. Rieck
Musik: Wolfgang Rieck

Land in Sicht
(Matrosensang)

Kameraden, vorbei ist das Fasten,
Ich sehe den Leuchtturm durchs Glas.
Schon flattern um unsere Masten
Die Möwen. Im Wasser schwimmt Gras.

Schon steigen die Türme vom Hafen
Wie Kräuterkäse grün aus dem Grau.
Old sailorboys, heute Nacht schlafen
Wir alle an Land bei der Frau.

Vielleicht noch tanzen wir heute
Und saufen, soviel uns behagt.
Wir haben als Fahrensleute
Solang dem Vergnügen entsagt.

Hei ho! Macht euch sauber, Matrosen!
Bald tritt auf den Kampfplatz der Stier.
Die besten Hemden und Hosen
Warten steif auf die Mädchen am Pier.

Schon seh ich die Tücher sie schwenken.
Denn jeder von uns ist ein Held
Und naht sich mit Auslandsgeschenken.
Hei ho! Heut’ abend rollt Geld!

Text: Joachim Ringelnatz
Musik: Wolfgang Rieck

Ja, ich kann eine Liebste noch finden

Dicht noch stehn überm Scheitel die Strähnen,
wenn ich auch über Vierzig schon bin;
und gerührt bin noch leicht ich zu Tränen,
wenn von mir ich zu reden beginn.
Süß noch blühn mir Akazien und Linden,
sacht braust nachts mir der Wein am Spalier:
Ja, ich kann eine Liebste noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.

Denn es packt mich die Kolik beim Baden
und es wird mir das schlechte Bein lahm,
wenn die Wege zum Wandern mich laden,
und zutiefst bin ich selber mir gram.
Kann ich Lieder auch schreiben, nicht binden
lässt mit ihnen sich, was ich verlier;
ja, ich kann eine Liebste noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.

Darum danke ich auch deinem Munde,
deinem Schoß, der mich willig empfängt,
und der Nacht und der zögernden Stunde
wie dem Licht, das das Dunkel verdrängt.
Nimm es leicht drum, denn vor der Zeit schwinden
muß ich bald vielleicht, Liebste von hier;
und ich werd eine andre noch finden,
aber bleiben wird keine bei mir.

Text: Theodor Kramer
Musik: Wolfgang Rieck