Was solln wir noch beginnen...

Liedtexte

Es ist schön

Es ist schön, wenn du spät im verfinsterten Raum
ins geglättete Bett zu mir kriechst
und mich anrührst mit deinem kaum sichtbaren Flaum
und nach Seife und Pfefferminz riechst.
Deine Haut ist noch kühl, deine Hände sind schwer;
und dein Mund gibt sich zögernd und tut
bei allem, als ob es das erste mal wär,
und das, liebe Liebste ist gut.

Es ist schön wenn die Brust sich dir hebt und sich senkt
und mich leise dein Atem weht an
und dein Leib sich mir nähert und freundlich sich schenkt,
weil er einfach nicht anders mehr kann.
Die Nacht ist noch lang und um uns alles still,
in den Ohren rauscht leise das Blut;
und was du willst, will ich, und du tust, was ich will,
und das, liebe Liebste, ist gut.

Es ist schön, wenn im Fenstergeviert sich der Schein
des Tages erhebt und mich weckt,
und die Hand läßt die Rundung der Schultern nicht sein,
bis der Druck meiner Finger dich schreckt.
Süß und weh zugleich ist, was ich tu oder laß,
wenn dein Arm mich umfängt, uns zumut,
und ich küß vom Gesicht dir das salzige Naß,
und das, liebe Liebste ist gut.

Text: Theodor Kramer
Musik: Wolfgang Rieck

Wenn man hinter dem Dorf einen Bach reguliert …

Wenn man hinter dem Dorf einen Bach reguliert,
spannt die Meßschnur der Vormeister quer
durch das Ufergebüsch, und das Wasser verliert
seinen Glanz eine Woche vorher.

Und die Deichgräber legen das Scheit an die Schnur
und sie ebnen das Bett Schritt für Schritt;
schaumig gurgelt das Wasser und fließt in der Spur,
die im Schlamm ihm gebahnt wurde, mit.

Manche Weide muß weichen, die über den Bach
ihre Zweige zu niedrig spannt; licht
wird der Storchschnabelstand und das Ufer wird flach
und hat plötzlich ein andres Gesicht.

Doch die Kinder, die Tag für Tag sich auf dem Damm
nicht satt sehn können, merken es kaum,
so sehr locken vorerst sie die Krebse im Schlamm
und die Pflöcke, umstrudelt von Schaum.

Text: Theodor Kramer
Musik: Wolfgang Rieck

Der Traum vom vergessenen Mann

Mit Schnee überzieht sich vorm Fenster der Hang;
und wenn es sofort schneit – (davor ist mir bang) –
dann kommt bald der Traum, der mich Jahr nun für Jahr
befällt, seit ich erst in Wolhynien war.

Ein Wind kommt und trägt mich durch Jahre zurück
an Kreuzen vorbei in ein Laufgrabenstück;
im schwärzlichen Schnee hockt verlassen ein Mann,
sein Stutzen liegt auf neben ihm und legt an.

Ich dreh mich, doch wie ich ins Antlitz ihm schau,
im Schneelicht der Nacht bleibt es schattenhaft blau;
er deutet in Schneefeld hinaus, aufs Gewehr,
er weist mir den Brotsack, der Brotsack ist leer.

Wie lang wohl schon war keine Fahrküche hier …
Ich suche und hab nichts zum Rauchen bei mir;
im Schnee vor mir liegt ein Spiel Karten … - die nehm
zum Mischen ich einzeln und mach’s mir bequem.

Und wie wir so schnapsen stumm, schläft er mir ein;
Ich bett ihn und nehm ihm im Drahtverhauschein
die Kapsel vom Kettchen und tu sie sacht auf:
da steht groß mein eigener Name darauf.

Text: Theodor Kramer
Musik: Wolfgang Rieck